Am Ende der Transpantaneira - Caro

Am Ende der Transpantaneira  - Caro
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Zurück im Pantanal, einem der größten Naturparadiese des Planeten. Hier in dem winzigen Fischerdorf Porto Jofre endet die Transpanteinera. Die Wildnis scheint perfekt. Ich komme mit großen Erwartungen. Sie werden nicht enttäuscht.

Am Ende der Transpantaneira  - Caro

Ich bin zurück

Nach 2019 ist dieser mein zweiter Besuch im Pantanal. Obwohl es in der Nachbetrachtung seinerzeit eine sehr touristische Tour war, so habe ich dadurch jetzt bereits im Vorfeld eine Ahnung, was auf mich zukommt. Meine Vorfreude ist riesig, kann es kaum abwarten.Mit Ailton und Gustavo sind dieses Mal zwei erfahrenen Guides an meiner Seite. Sie bereichern meinen Ausflug mit ihrem Wissen, ihrem Enthusiasmus und ihren lehrreichen Geschichten.

Ganz weit draußen

Gute Abenteuer beginnen häufig mit dem Rat, die letzte Tankstelle anzufahren, um ausreichend Treibstoff zu fassen. Also tun wir, meine zwei Mitreisenden und ich, wie uns geheißen. Kurz hinter dem Städtchen Poconé beginnt die knapp 148 Kilometer lange Transpantaneira. Eine Naturpiste welche wir vom ersten bis zum letzten Kilometer befahren werden. Über 127 Brücken in mitunter ebenso bemitleidenswerten wie furchteinflößendem Zustand liegen auf dem Weg.12.30 Uhr mittags. Gute fünf Stunden bis zum Sonnenuntergang. Sollten wir locker schaffen. Am Ende jedoch gewinnt die Faszination für die Natur gegen die Angst mitsamt Fahrzeug im Wasser zu versinken.Das vor Leben wimmelnden Pantanal zwingt uns förmlich zu ständigen Stopps, um das phantastische Schauspiel zu genießen. Mehr als zwanzig Kilometer in der Stunde schaffen wir kaum.Weit nach Einbruch der absoluten Dunkelheit kommen wir im Pantanal Jaguar Camp an. Kommen an am Ende der Welt. Oder ist es der Anfang?  Die Staubpiste  jedenfalls führt nur noch eine Richtung: Zurück dahin, wo wir hergekommen sind.

Grün

Die Tour startet früh. Binnen Sekunden entzieht sich die Zivilisation meiner Blicke und die pure Wildnis nimmt mich als ihren Gast auf. Vom Boot aus leuchten die Ufer im sanften Licht des eben angebrochenen Tages in einem beinahe absurden Grün. Leise, beinahe heimlich beginnt die Natur vorsichtig mit mir zu flirten. Plaudert mit begeisterndem Lächeln auf mich ein. Schnell verliere ich mich in den Erzählungen.Schweigen ist dem Pantanal fremd, es redet sich in einen Rausch. Mitunter kann ich dieser Poesie kaum folgen. Es ist mein zweiter Besuch hier. Meine Sinne sollten vorbereitet sein. Sind sie nicht. Diese Meisterleistung der Natur ist überwältigend. Zu mehr als fasziniertem Staunen bin ich kaum fähig.Das überschwängliche Leben mit all seine Bewegungen und seinem mannigfaltigen Farbspiel um mich herum wirkt wie inszeniert. Die Geräuschkulisse gleicht einer aufwändig abgemischten Symphonie. Es ist nichts anders als perfekt.

Caro

Wie jede gute Erzählung hebt dieser Tag seinen Glanzpunkt bis zum Schluss auf. Caro sitzt plötzlich einfach da. Offenbar erholt sich das junge Jaguar-Weibchen von einer erfolglosen Jagd. Unsere Anwesenheit interessiert sie nur am Rande. Relaxed kümmert sich die Katze um sich selbst. Hockt im Schatten eines Busches, ausruhend wie ein Wanderer auf einer Bank am Waldrand, wirkt sie sogar ähnlich gedankenverloren.Caro ist meine erste Raubkatzen-Sichtung in freier Wildbahn. Hier ist ihre Heimat, sie hat die Wahl zu bleiben oder im Dickicht zu verschwinden. Vollkommen freiwillig bleibt sie. Diese Freiwilligkeit macht den Unterschied und unsere gemeinsamen Minuten für mich unvergesslich.Ich bin überrascht wie viel Stärke, Selbstbewusstsein und Überlegenheit sie ausstrahlt. Allerdings wird mir bewusst, dass ihr das gegen die Kugeln der Wilderer oder Viehzüchter nichts nutzen würde. Machs gut, Caro. Pass auf dich auf.

Blau

Von frühen Kindheitstagen an ist der knallblaue Hyazinth-Ara für mich ein Inbegriff der Schönheit der Natur. Hier im Pantanal lebt die größte Population des sehr seltenen Arara Azul. Bessere Voraussetzungen welchen zu begegnen gibt es nirgendwo sonst.Ich erinnere mich gut an die Enttäuschung der Nichtsichtung bei meinem Trip in 2019. Diese Mal musste es klappen. Ailton war sich diesbezüglich bereits im Vorfeld ziemlich sicher. Dementsprechend lausche ich nahezu ständig in der Hoffnung, dass sich der größte flugfähige Papagei mir durch die markanten Rufe seine Anwesenheit verrät. Gestern tat er es nicht und ich bin durchaus beunruhigt.Ailton steht vor meiner Zimmertür. „Sascha, es ist Zeit einen Traum zu erfüllen“. Jetzt höre ich sie auch, sie können nicht weit weg sein. Bitte wartet auf mich.Wenige Schritte vom Camp entfernt sitzen sie in einem Baum. Wilde Hyazinth-Aras. Ich sollte mir das Dopamin abzapfen und für schlechte Zeiten in kleine Fläschchen abfüllen.

In Gefahr

Das Pantanal muss viel ertragen. Es fühlt sich für mich nicht in jedem Augenblick richtig an, hier zu sein. Ich befriedige lediglich eine egoistische Art der Sensationsgeilheit, die als Entschuldigung meiner Anwesenheit wenig überzeugend ist. Die Liebe zum Pantanal ist einseitig. Da ist absolut nichts, was von mir bleibt.Ich hoffe, meine Bilder können ein bisschen dazu beitragen, dass wir endlich erkennen, was es zu verlieren gibt, wenn wir einfach weitermachen wie immer.Das Pantanal ist, wie so viele andere Naturparadiese, in großer Gefahr, welche ausschließlich die Menschheit zu verantworten hat.Viehzucht und industrielle Nutzung sind ein elementares Problem. Erosionen durch den Einsatz schwerer Landmaschinen verändern die Flussläufe nachhaltig zum Negativen. Kunstdünger und Pestizide verschlechtern die Wasserqualität mit kaum absehbaren Folgen.Die Entwaldungspolitik der Regierung Bolsonaro treibt die Zerstörung nicht nur des Pantanals unerbittlich voran. Ganz im Einklang mit dieser Politik stehen Budgetkürzungen für die Umweltbehörden. Im Zuge dessen wurden die Bekämpfungsmaßnahmen der verheerenden Brände 2020, bei dem über ein Viertel des Pantanals zerstört wurde, eingestellt. 1400 Menschen wurden entlassen, Maschinen und Helikopter stillgelegt. Somit kann man erahnen, dass es um den Schutz des größten Binnenland-Feuchtgebietes in Zukunft nicht zum Besten stehen wird.Es wäre zu einfach, den Menschen vor Ort die alleinige Schuld für die sich anbahnende Katastrophe aufzubürden. Die Zeit ist gekommen, in der sich die Verantwortlichen dieser Welt nicht nur wirtschaftlichen Interessen unterwerfen sollten. Es gibt viel zu verlieren.

Es war ein phantastischer Trip in einer der schönsten Landschaften, die ich kenne. Vielen Dank an das gesamte Team des Pantanal Jaguar Camps sowie insbesondere meine professionellen Guides Ailton und Gustavo.

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