Stippvisite in New York

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Stippvisite in New York

Stippvisite in New York

Große, weite Welt

1994 besuchte ich New York zum ersten Mal. Ich war ein 20- jähriger Landjunge und übertrieben grün hinter den Ohren. Der Big Apple im Gegensatz der Nabel der Welt. Nie werde ich die Sekunden vergessen, als sich das Empire State Building und die gewaltigen Twin Towers erstmalig vor meinen Augen in den Himmel reckten. In dem Moment hielt die Zeit an Bord meines Yellow Cab inne, als gönne sie mir diesen Augenblick.

Die Stadt erschien mir wie ein Marktplatz der Sensationen: Times Square, Lady Liberty, Staten Island Ferry, Grand Central Station, die U-Bahn, Canal Jeans & Co., Andrews Coffee Shop, Budweiser und Hot Dogs. Im Fernsehen ein Spiel der Yankees. Verdammt. Ich, der Junge aus einm ländlichen Dorf in der niedersächsischen Provinz, war tierisch beeindruckt. Fühlte mich erwachsen und frei wie nie, als ich durch mein neues Königreich streunerte. In meiner Biographie wird diese Woche im Oktober ein spektakuläres Kapitel füllen. Im nächsten Jahrzehnt zog es mich immer wieder in meine Stadt. Unmöglich, genug von ihr zu bekommen. So schien es. Plötzlich, vollkommen unerwartet endete die leidenschaftliche Beziehung zwischen mir und der Stadt, die niemals schläft. Wir hatten uns auseinandergelebt.

Das Wiedersehen

2017 war es an der Zeit, meiner alten Liebe “Hallo” zu sagen. Je näher meine Ankunft rückte, umso nervöser wurde ich. Meine Gedanken taumelten. Werden die intensiven Gefühle zwischen NYC und mir erneut aufflammen? Ist die Stadt immer noch die Schönheit von damals oder eine alternde Diva, welche die besten Jahre hinter sich hat?Unser Treffen hinterlässt mich zwiegespalten. Einerseits habe ich spannende Fotospots für mich entdeckt. Die Fahrten mit U-Bahn oder Taxi weckten tolle Erinnerungen. Beim Blick von der Aussichtsplattform des “Top of the Rock`s” wurde mir warm ums Herz. Das Empire State Building hat mich aufs Neue fasziniert. Wie gut das Essen in Chinatown ist hatte ich bereits vergessen. Ja, ab und an hat es gekribbelt.


Veränderungen

Auf der anderen Seite glich die Stadt einer Mastanlage des Massentourismus. Die Hotelpreise waren exorbitant hoch (für ein DZ mit Gemeinschaftsbad in einer schäbigen Absteige habe ich 130€ pro Nacht hingeblättert). Wem ein seelenloser Konsumtempel ohne Charme gefällt sollte unbedingt den heutigen Times Square besuchen. Alles hetzt umher. Kaum Zeit um Luft zu holen. Mehr Freizeitpark, weniger Lebensgefühl. New York hat sein mir so vertrautes, unvergleichliches Gesicht verändert. Mir gefällt diese Art des Liftings nicht.

Entschuldige, meine Teure, aber neu verliebt habe ich mich nicht. Irgendwie machst du mich schon noch ein bisschen an. Doch, mir fehlt etwas an dir. Vielleicht bist du dir treu geblieben. Vielleicht habe nur ich mich verändert. Wir bleiben Freunde. Irgendwann sehen wir uns wieder. Versprochen ...

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