Ferrari Museum - Das Ende der Spur -

Ferrari Museum - Das Ende der Spur -
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Maranello, die heilige Stadt. Warum ich es erst nach einem halben Menschenleben geschafft habe, in die Heimat aller Ferrari zu pilgern erschließt sich mir selbst nicht. Dennoch fühlt es sich an, als habe sich das Warten gelohnt.

Ferrari Museum - Das Ende der Spur -

Maranello

Ich bin der Spur des Mythos bis hierhin gefolgt. Maranello, die Stadt deren DNA aus jener des Cavallino Rampante besteht. Oder umgekehrt. Egal, mein erster Eindruck jedenfalls ist ernüchternd.

Ferrari 250 GT Competizione im Museo Enzo Ferrari in Modena

Sicherlich ist die Gegend hier in der Emilia-Romagna wunderschön und an sich durchaus einen Besuch wert. Maranello hingegen scheint auf den ersten Blick eine Hochburg der Tristesse. So ähnlich muss das vielbesungene kalte Zimmer der Prinzessin ausgesehen haben. Irgendwie wenig einladend, irgendwie grau, irgendwie stinklangweilig. Anscheinend läuft die Spur in einem beliebigen Allerweltsdörfchen aus. Weder Himmel noch Straßen sind rot. Keine Fahnen wehen aus den Häusern und am Straßenrand parken gewöhnliche Kleinwagen. Die heilige Stadt hatte ich mir wahrlich anders vorgestellt.

Begeisterung

Ich trotze der Tristesse und wage mich weiter vor. Erste Geschäfte mit Ferrari Devotionalien säumen die Straße. Ein blutrotes Panier mit schwarzem, aufbäumenden Pferd weht im warmen Wind des Spätsommers an einem Balkongeländer. Auf dem Kreisverkehr vor mir steht „Il Cavallino Rampante“ als übergroße Skulptur.

Ferrari 330 P4 (0856). Eines von vier gebauten Exemplaren

Einige Blumenbeete sind tatsächlich mit roten Randsteinen umpflastert. Links auf dem Parkplatz ein 360 Modena. Zwei, vielleicht drei Stöße mit dem Gaspedal später, beinahe ein wenig versteckt, taucht vollkommen unerwartet das Portal zur Fabrik auf. Es sieht genauso aus, wie in den Büchern die ich in meiner Jugendzeit beinahe auswendig gelernt habe. Nach über 35 Jahren als Anhänger der automobilen Herzensmarke heute hier zu sein hat etwas bemerkenswert Besonderes. Mir ist die Floskel der „kindlichen Begeisterung“ zuwider. Die mitschwingende Negativität hat meine Begeisterung nämlich nicht verdient. Ja, ich bin ebenso verzückt, wie ich es mit zwölf gewesen wäre. Geiler Scheiß …

Museum

Bereits jetzt hat sich der Abstecher nach Maranello gelohnt und im Prinzip könnte ich meine kleine Italienrundfahrt voller Wohlbehagen fortsetzen.  Behände jedoch wende ich mein (Leih-) Fahrzeug, sprinte einige Meter geradeaus, im Kreisverkehr stürze ich mich rechts in die Via Alfredo Dino Ferrari, ein finales Mal spritz fossiler Treibstoff in die Brennkammern meines Fahrzeuges, links auf den Parkplatz, eine Einstelllücke direkt neben einem 328 GTS! Willkommen in der Galleria Ferrari.  
Hier also endet die Spur. Der Mythos als greifbare und erlebbare Realität. Geschichte, Erfolge, aber vor allem fahrbereite Kunstwerke von maximaler automobiler Eleganz. Und hier in der Heimat beeindrucken sie noch ein bisschen mehr als anderswo. Geiler Scheiß …

Ferrari 288 GTO. Eines der großen Highlights der Ferrari-Historie

Später gönne ich mir einem Mythos-Nachschlag im Museo Enzo Ferrari im benachbarten Modena. Die Exponate sind kaum weniger spektakulär, nur befinden sie sich halt nicht in Maranello.

Ich habe das Ende der Spur gefunden. Die Stationen dieser Wallfahrt verstanden es mich hin und wieder mächtig zu beeindrucken. Beim Festival of Speed in Goodwood oder dem Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring habe ich so manches von Enzos seltenen Kunstwerken bestaunt (Bis auf zwei, drei Ausnahmen ging es in meinen Augen nach dem F40 nämlich rein mythosmäßig ziemlich bergab. Karosserien im Design des Mainstreams nehmen, seit dem Todes Enzos, Ferrari die unverwechselbare Aura des Einzigartigen.). Doch erst hier in der italienischen Heimat bekommt meine Faszination seinen finalen Schliff. Von nun an führt die Spur zurück. Doch ich bleibe dem Mythos Ferrari auf den Fersen.  

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