Reiseflug - Kahuna Style auf Langkawi -

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Geräuschvoll fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Vor wenigen Augenblicken hat Nachbars Hahn mich gemahnt aufzustehen. Zeitig, aber auf keinen Fall zu früh. Als wolle er mich erinnern die Magie des Morgens nicht ungefühlt vorbeiziehen zu lassen. Ich stehe im Garten “meines” Hauses. Vollkommen allein, nur umringt von exotischen Pflanzen fühle ich mich beruhigend angekommen. Als läge der Stress des Alltags bereits Wochen hinter mir. In den frühen Morgenstunden ist die Luft auf Langkawi berauschend frisch. Fast fröstelt es mich ein wenig. Jedoch spüre ich, wie die Hitze des Tages mich belauert. Sprungbereit wie ein wildes Tier. Ich kann es kaum abwarten, bis sie auf mich losgeht.

Reiseflug - Kahuna Style auf Langkawi -

Zum Mitreisen

Wundervoll ruhig: Die Strände von Langkawi

Mit dem Rauschen der Wellen erreicht mich eine unsichtbare Annonce:  Junger Mann zum Mitreisen gesucht. Die genaue Analyse meiner persönlichen Situation ergibt, dass ich im Moment nichts anderes zu tun habe und das Meer nur wenige Schritte von mir entfernt ist. Ich nehme das Angebot also dankend an. Mein Weg wird zu einer wilden Hast der Vorfreude. Der Strand liegt vor mir wie eine riesige Bühne der Natur. So kurz vor Sonnenaufgang habe ich jene für mich alleine, bin der Stargast auf der Show des erwachenden Tages. Sandkörner die in diesem Moment die Welt bedeuten. Jetzt schnell rein ins salzige Nass. Danke, Bademeister Peschke, dass du mich Anfang der 1980’er zum Seepferdchen getrimmt hast. Heute endlich zahlt es sich aus. Bis zum Horizont gehört das Meer für einen Augenblick mir allein. Ich dümple in den Wellen gedankenlos vor mich hin. Versuche diese besonderen Momente der glückseligen Einsamkeit für immer in mir zu konservieren. Eine wilde Horde Jugendliche raubt mir meinen Strand für ein frühmorgendliches Bad. Oder ist es ein spätnächtliches? Egal, an diesem Morgen bin nur ich der junge Mann zum Mitreisen. Schön war es …

Bei Emmes zu Hause

Ich wohne bei Emmes, einem deutschen Auswanderer. Nie bin ich auf meinen Reisen dem Empfinden von “zu Hause” näher gewesen. Diesem ganz speziellen Gefühl, basierend auf dem Vertrauen in die Normalität. Mein Bett ist den ganzen Tag zerwühlt, weil ich es möchte. Niemand mir völlig fremdes räumt meine Klamotten auf. Wenn mein Handtuch auf den Boden fällt wird es schlechterdings schmutzig anstatt getauscht. Es gibt kein Frühstück von sechs bis zehn, keine 100 TV-Programme von denen ich mich ohnehin viel zu oft ablenken lasse, keine Minibar mit ebenso minimalistischem Biervorrat. Das hier ist das echte Leben, lediglich mit einem Mangobaum im Vorgarten, Geckos an den Wänden und deren obligatorische Scheiße allmorgendlich in der Dusche. Ratten, so versichert mir mein Gastgeber, gäbe es keine. Darum kümmerten sich die Cobras. Mehr Normalität wäre unheimlich.

Die zwei Projekte

Emmes ist bereits wach und zeigt sich offen bestürzt, als ich ihm meine zwei Projekte des Tages offeriere. Gleich zwei Termine an einem Tag? Er hält mich offenbar für komplett wahnsinnig, selbstzerstörend übermotiviert. Es ist sein ureigenster Ernst. Ich wage es kaum zu schmunzeln. Gegen Mittag starte ich Projekt eins: Pucki und HaJü vom Flughafen abholen. Plötzlich erscheinen mir die Geister, die Emmes rief. Bis heute war mir gar nicht klar, welch unfassbarer komplexer Handlungsstrang notwendig ist um jemanden vom Airport abzuholen: Begrüßungsbier einpacken, T-Shirt überstreifen, Autoschlüssel suchen, fast 10 Kilometer durch den Verkehr quälen, einen Parkplatz möglichst nah am Terminal finden, nicht gefunden daher zu Fuß gefühlt einmal um die halbe Insel (mit Kühltasche inklusive Bier in der Hand), Steinchen in den Flip Flops und Schweiß auf der Stirn. Im Terminal rauben mir fast zwei Dutzend Menschen die Luft zum Atmen. Mir ist das Schmunzeln vergangen. Nach weniger als 24 Stunden bin ich dem Reiz des Kahuna-Style, also dem Hochamt der glückseligen Gelassenheit, vollkommen erlegen. Erschöpft sinke ich im Wartebereich auf eine Bank. Wo ist mein Strand?Ihre Maschine ist gelandet. Gestresst und hektisch stehen die Beiden vor mir. Während sie das von mir mühselig herbeigeschaffte Begrüßungsbier lieblos runterstürzen offerieren sie mir ihre zwei Projekte des Tages. Gleich zwei Termine an einem Tag? Seid ihr wahnsinnig? Diese selbstzerstörerische Übermotivation wird euch noch ins Grab bringen. Es ist mein ureigenster Ernst. Beide lachen schallend. Beim nächsten Mal fahrt ihr Taxi ...

Der Augenblick

Es dauert bis zum Abend bis sich die beiden an mir, also dem neuen Prinzipal des langkawischen Dahingleitens, ein Beispiel nehmen.  Was gibt es Entspannenderes als einen Tag mit zwei Programmpunkten, denn in der Tat konnte ich mich doch noch aufraffen die Hektikmacher zum Training der Teilnehmer der Airshow im Rahmen der LIMA zu begleiten, mit ein paar Bier am Meer ausklingen zu lassen? Eingehüllt in der beruhigenden Gleichgültigkeit der Nacht liegen wir im Sand. Seine Wärme wird zur Lebensenergie die unsere Körper durchströmt. Die Gedanken verlieren jegliche Struktur. Unser Verstand macht der reinen Lebenslust Platz. Vollkommene Freiheit. Es gibt nichts, was zu verbessern wäre. Seine Einzigartigkeit macht uns Drei zu Brüdern dieses Augenblicks.Hätte Meister Peschke mir doch nicht nur das Schwimmen, sondern auch ein paar Akkorde auf der Gitarre beigebracht:So you're scared and you're thinking that maybe we ain't that young anymore. Show a little faith, there's magic in the night ...Bitte Augenblick, verweile noch.

Leichtigkeit des Seins

Ich war bereits mehrfach auf Langkawi. In aller Regel um die Langkawi International Maritime and Aerospace Exhibition zu besuchen. Die Insel und mich verbindet also eine gewisse Vertrautheit. Das hat es mir immer leicht gemacht, dem Alltag im Handumdrehen zu entschwinden. Es gibt hier nur sehr wenige touristische Höhepunkte. Genau das macht Langkawi zu einer seltenen Attraktion. Hier erlaubt sich die so stürmisch rasende Zeit eine wohltuende Rast. Nirgendwo sonst entschleunige ich derart einfach.Jedoch ist die Insel erst durch Emmes zu einem Zuhause auf Zeit geworden. Es ist wunderbar bei ihm zu wohnen, bis spät nachts auf seinem Kunstledersofa zu schwitzen, Musik zu hören und über die Banalitäten dieser Welt zu philosophieren. Gerne hätte ich von ihm gelernt, den Kahuna-Style für immer in mein Leben zu integrieren. Es ist mir nicht im Ansatz gelungen. Ein bisschen schäme ich mich dafür vor mir selbst. Auch ist es Emmes der mir und uns dieses wundervolle, kleine Frühstückslokal zeigt. Bis heute ist diese unscheinbare Behausung am Wegesrand für mich das Synonym der paradiesischen Leichtigkeit Langkawis. Es gibt nur sehr wenige Ort, an denen ich mich besser gefühlt habe.

Langsam hält auch auf Langkawi der Massentourismus Einzug. Noch bietet die Insel viele Möglichkeiten seinen Fängen zu entfliehen. Ich hoffe, ich bin nicht zu naiv, wenn ich mir wünsche, dass es in Zukunft so bleibt.

Reiseflug

In unserer Rubrik 'Reiseflug' erzählen wir die Geschichten die unsere Leidenschaft "Flugzeuge" mit sich bringt. Es gibt eine Meng zu erzählen. Bisher veröffentlicht sind:

- Epilog -

Teil I: - Die Legende von Ferwert -

Teil III: - Von der Reise nach Amerika -

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